Bluthochdruck lässt sich mit verschiedenen Maßnahmen erfolgreich im Griff halten.
Feldkirch. (VN-mm) Überwältigend: Auf diesen kurzen Nenner kann die Auftaktveranstaltung zum neuen Gesundheitsbildungsformat MedKonkret gebracht werden. Rund 380 Besucher drängten sich im Panoramasaal des Landeskrankenhauses Feldkirch. Der Raum war bis an seine Kapazitätsgrenze mit Zuhörern gefüllt. Viele mussten diesmal stehen. Das soll aber nicht mehr vorkommen. „Wir werden beim nächsten Vortrag am 15. Dezember für mehr Platz sorgen“, versprach der Direktor der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG), Gerald Fleisch.
Der freute sich ebenso wie Gesundheitslandesrat Christian Bernhard über den Zustrom. „Gesundheit interessiert, und darüber bin ich sehr froh“, meinte Bernhard. Er verwies auf die Wichtigkeit, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken, um selbst Entscheidungen zu den Abläufen im Körper treffen, aber auch Gesundheitsmeldungen richtig einordnen zu können. Für den KHBG-Direktor wiederum ist MedKonkret eine Plattform, die Leistungen der Landeskrankhäuser darzustellen und den Besuchern eine Begegnung mit Primarärzten auf Augenhöhe zu ermöglichen. Bei MedKonkret handelt es sich um eine Kooperation zwischen Landeskrankenhäusern und VN.
Appell: „Messen!“
Mit Primar Heinz Drexel, der gemeinsam mit Primar Andreas Reissigl für die Programmplanung von MedKonkret verantwortlich zeichnet, stand schon am ersten Vortragsabend ein Experte seines Fachs am Rednerpult. Und mit dem Thema „Blutdruck“ wurde eines gewählt, das viele betrifft. Der Leiter der Internen Abteilung im LKH Feldkirch sprach im Zusammenhang mit Bluthochdruck von der Volkskrankheit Nummer 1. Drexel untermauerte diese Aussage mit Zahlen. Denen zufolge leben in Österreich 1,5 Millionen Menschen mit Bluthochdruck, doch nur 500.000 sind in regelmäßiger Behandlung. Die Hälfte der Betroffenen weiß nichts von ihrem Leiden. „Das ist wie fahren ohne Tachometer“, merkte Drexel an. Bluthochdruck tut auch nicht weh. Bleibt er über lange Zeit unbehandelt, kommt es aber zu Schäden an den Gefäßen. Schlaganfall, Herz- und Nierenversagen sowie die Schaufensterkrankheit können die Folgen sein. Deshalb sein eindringlicher Appell an die Besucher: „Messen!“
Keine Selbstmedikation
Gleichzeitig stellte der Mediziner klar, dass ein Risiko noch keine Krankheit ist. Daher sollte das Risiko so klein wie möglich gehalten werden. Beim Blutdruck gelten ein oberer Wert von unter 130 und ein unterer Wert von unter 80 mm Hg (Quecksilbersäule) als optimal. Dass Bluthochdruck häufig schlecht behandelt wird, liegt laut Drexel oft auch an den Patienten, weil sie Medikamente unregelmäßig einnehmen oder absetzen. Er warnte ausdrücklich davor, selbst in die Medikation einzugreifen: „Das beschert uns im Spital immer wieder Notfälle.“ Die Dosierung müsse dem Arzt vorbehalten bleiben. Zu den von vielen Patienten als Horror empfundenen Beipackzetteln äußerte sich Heinz Drexel ebenfalls klar: „Lesen, aber Ansprechpartner ist der Arzt und nicht der Zettel.“ Gleiches gelte teilweise für das Internet und Nachbars Meinung.
Schnelle Hilfe ist erforderlich, wenn der Blutdruck über 200 steigt oder beispielsweise Muskelschwäche, Sprechstörungen und Gangprobleme auftreten. Dann handelt es sich um einen Notfall. Ansonsten sind für Diagnostik und Behandlung die Allgemeinmediziner und niedergelassene Internisten zuständig. Sie verordnen auch die Medikamente. Oft braucht es eine Kombination verschiedener Präparate. Vorteil: Die Dosierung kann niedriger angesetzt werden, und es entstehen kaum Nebenwirkungen. Heinz Drexel verwies darauf, dass die volle Wirksamkeit von Blutdruckmedikamenten erst nach zwei Wochen einsetzt. Sein Rat: „Nur nicht die Geduld verlieren.“
Auch die natürlichen Blutdruckmittel kamen zur Sprache. Wenig Alkohol, Rauchstopp, Gewichtsreduktion, wenig tierische Fette und weniger Salz, listete Drexel auf. Und nicht zu vergessen die Bewegung. Ausdauertraining, bei dem man leicht ins Schwitzen kommt, bringt jedoch mehr als schweißtreibendes Krafttraining. Außerdem wird empfohlen, beim oder nach dem Sport eine Blutdruckmessung vorzunehmen.
Neue Substanzen
Nicht bewährt haben sich bei Bluthochdruck die alten Medikamente und Hausmittel wie Knoblauch. Auch die Nervenverödung in den Nierenarterien hat wegen Nutzlosigkeit ausgedient. Aktuell brachte Primar Drexel gute Nachrichten von einem Kongress. Es kommen neue Substanzen auf den Markt, die noch wirksamer und verträglicher sind. Außerdem konzentriert sich die Forschung auf die Blutdruckwerte dazwischen. Sie gewinnen immer mehr an Bedeutung, besonders, was die Vermeidung von Schlaganfällen betrifft.
Ziele von MedKonkret
» Bewusstsein für die Gesundheit stärken, Gesundheit erhalten
» Gesundheitsförderung und –vorsorge
» Normalzustand erklären, Krankheitsrisiken erkennen, Behandlungsmöglichkeiten skizzieren
» Überholtes besprechen, neue medizinische Erkenntnisse vermitteln
» Aufzeigen, wann ein Arzt aufgesucht werden soll/muss
Fragen aus dem Publikum
Welche Ursachen kann Bluthochdruck bei jungen Menschen haben?
DREXEL: In solchen Fällen handelt es sich meist um Erkrankungen der Organe,
etwa der Nieren. Auch hormonproduzierende Tumore können eine Rolle spielen. Sie sind zwar in der Regel gutartig, verursachen aber Bluthochdruck.
Soll der Blutdruck am linken oder rechten Arm gemessen werden?
DREXEL: Das ist egal. Beim Arzt sollten die Patienten jedoch darauf bestehen, den Blutdruck links und rechts gemessen zu bekommen. Bei unterschiedlichen Werten gilt immer der höhere Wert.
Was tun, wenn das Medikament den Blutdruck zu stark senkt, der Arzt aber sagt, es muss weiter eingenommen werden?
DREXEL: Das Medikament nicht blind weiterhinnehmen, sondern den behandelnden Arzt konsultieren und die Sache mit ihm besprechen.
Zu welcher Tageszeit sollte der Blutdruck gemessen werden?
DREXEL: Empfehlenswert ist die Messung dreimal täglich, am besten morgens, mittags und abends. Allerdings reicht es, wenn dies an einem Tag in der Woche erfolgt. An den übrigen Tagen reicht einmal messen.
Wie merkt man eine Arterienverkalkung, bevor es gefährlich wird? Verursacht sie Schmerzen?
DREXEL: Nein, das ist eben das Heimtückische daran. Nicht jedes Organ hat eine Alarmglocke wie das Herz oder die Muskeln, die schmerzen, wenn etwas Probleme bereitet. Deshalb sollte bei jeder Gesunden-Untersuchung ein Ultraschall der Halsarterien durchgeführt werden.
Ich nehme zwar regelmäßig meine Medikamente, trotzdem ist der obere Blutdruck relativ hoch und der untere sehr niedrig. Warum?
DREXEL: Das hat mit dem Alter zu tun. Je älter ein Mensch ist, umso häufiger kommt das vor, weil die Gefäße, die das Blut transportieren, an Elastizität verlieren. Wichtig ist nur, darauf zu achten, dass der untere Blutdruck nicht zu stark absinkt.
Ist Sauna bei zu hohem Blutdruck noch zu empfehlen?
DREXEL: Ja.
Was bedeutet es, wenn der Puls hoch, der Blutdruck aber normal ist?
DREXEL: Das hat nichts miteinander zu tun.
Gelten die Blutdruckwerte 130/80 für jede Altersstufe oder gibt es bei älteren Menschen eine Toleranz nach oben?
DREXEL: Früher hieß es tatsächlich 100 plus Alter. Doch davon ist man weggekommen.
Hoher Blutdruck erhöht das Risiko für einen Schlaganfall. Da ist Schluss mit Toleranz.
Es heißt oft: Wer misst, misst Mist. Was ist, wenn das Gerät nicht stimmt?
DREXEL: Es kann sein, dass ein Gerät nicht richtig funktioniert. Dann sollte man beim
Arzt eine Eichung veranlassen.
Wie vertragen sich Blutdruckmedikamente mit Alkohol?
DREXEL: Ein Achtel Rotwein ist kein Problem. Mehr sollte es aber nicht sein.
Ich nehme Medikamente gegen den Bluthochdruck, trotzdem leide ich an Schwindel. Was kann das sein?
DREXEL: Darauf gibt es keine generelle Antwort. Schwindel kann unabhängig vom Blutdruck viele Ursachen haben. Es gilt, das zu verhindern, was Schwindel auslöst.
Wenn sich beispielsweise jemand bückt, schnell wieder aufrichtet und ihm dann schwindlig ist, muss er das unterlassen. Auch wichtig zu wissen: Schwindel ist nicht
gefährlich. Sie haben gesagt, alte Blutdruckmedikamente sollten nicht mehr verwendet werden.
Sind Generika auch veraltet?
DREXEL: Nein, bei Generika handelt es sich um Nachbaupräparate
von etablierten Medikamenten, deren Patentschutz ausgelaufen ist. Die Wirkung der meisten Generika unterscheidet sich nicht von jener der Originalpräparate.